«Wir arbeiten daran, das Wohnen der Zukunft mitzukreieren.»

Sven Schürch, Co-CEO Strategy & Finance bei Room Estate

Sven Schürch, Co-CEO Strategy & Finance bei Room Estate, spricht mit uns über die Idee zur Gründung des Start Ups, über das Konzept der jungen Unternehmung und über Co-Living im Kontext der Megatrends Digitalisierung und Globalisierung.

Wie funktioniert das Konzept von Room Estate?

Derzeit bieten wir mit Room Estate Wohnobjekte von diversen Immobilienpartnern in Zürich, Basel und Luzern im Co-Living-Konzept an. Über unsere Plattform können sich Interessenten auf ein Zimmer bewerben und den gesamten Abschlussprozess digital durchlaufen. Room Estate schliesst mit den Mietern, nach der Überprüfung ihrer Unterlagen, einen Untermietvertrag für das Zimmer ab. Wir bieten dem Mieter ein unbefristetes, möbliertes Zimmer in einer WG zu einem transparenten Pauschalpreis.

Ihr mietet verschiedene Objekte an. Wie geht ihr vor, um an die Wohnungen zu gelangen?

Wir haben mittlerweile das Privileg mit diversen Immobilienpartnern zusammenarbeiten zu können. Bei ihnen können wir bei einem neuen Angebot oft vorab entscheiden, ob wir eine Wohnung in unser Portfolio aufnehmen möchten. Manchmal kommen neue Immobilienpartner direkt auf uns zu, meistens ist es jedoch umgekehrt. Einzelwohnungen finden wir primär auf den gängigen Online-Plattformen wie flatfox.ch. Da wir ein etwas spezielleres Konzept anbieten, muss unsere Nutzungsart oft vom Eigentümer oder dessen Vertreter abgesegnet werden.

Ihr sucht die Mieter selbst aus. Wie könnt ihr sicherstellen, dass die WG harmonisiert, wenn sich die Mieter vorher nicht zwingend persönlich kennenlernen?

Bei der Selektion der Mieter achten wir insbesondere darauf, dass das Alter der Mieter ungefähr übereinstimmt. Wir bemühen uns, dass sich die WG-­Mitbewohner wenn möglich, zum Beispiel an einer Besichtigung, persönlich kennenlernen können. Aus technologischer Sicht sind wir jedoch noch nicht soweit, dass die Mitbewohner Präferenzen angeben oder direkt mitbestimmen können, wer wo einzieht. Daran arbeiten wir jedoch, denn die Leute, die in einer WG wohnen und unseren Service nutzen, liegen uns am Herzen und sind der Kern unseres Geschäftsmodells.

Und wie geht ihr damit um, wenn es nicht harmonisiert?

In diesem Fall bieten wir dem Mieter unsere Room Estate Flip-­Option an. Damit kann er unkompliziert mit einer Kündigungsfrist von zwei Wochen auf das Ende jedes Monats in ein anderes Zimmer unseres Portfolios umziehen. Er unterschreibt digital in seinem persönlichen Cockpit einen neuen Mietvertrag. Der alte Vertrag wird im gegenseitigen Einverständnis aufgelöst.

Wer nutzt euer Angebot?

Unsere Hauptzielgruppe besteht aus Young Professionals aus dem Ausland, die aus beruflichen Gründen eine neue Unterkunft suchen. Room Estate kann den jungen Frauen und Männern garantieren, dass sie für den Pauschalpreis einen Full­-Service erhalten, ohne nachträglichen Aufpreis oder verdeckte Kosten. Über unsere Plattform versuchen wir dem Mietinteressenten auch ohne Besichtigung ein möglichst vollständiges Bild des Angebots zu ermöglichen. Dies erreichen wir durch Infos zu den Mitbewohnern, 3D-Grundrissen, Bilder, virtuellen 360°-Touren, Fotos sowie einer Vielzahl von weiteren Infos zur Möblierung, den Services sowie der Community und dem Zimmer.

Wie kann ich mir einen klassischen Mieter oder eine Mieterin von Room Estate vorstellen?

Sie oder er hat sein BWL­-Studium abgeschlossen und in Zürich eine Stelle als WirtschaftsprüferIn, bei den Big Four oder einer der Grossbanken erhalten. Der/die klassische MieterIn verfügt über ein relativ gutes Einkommen. Da die Young Professionals ihr Studium erst kürzlich abgeschlossen haben und währenddessen in einer WG wohnten, möchten sie diese Art des Wohnens auch in Zürich fortsetzen. Sie können sich ein Zimmer von Room Estate also gut leisten. Nachdem die Identität, sowie die Bonität durch uns geprüft und bestätigt wurde, können sie den Mietvertrag für ihr Wunschzimmer unkompliziert online abschliessen.

Wie wird Wohnen und Leben durch die Megatrends verschmelzen?

Leben und Arbeiten werden immer näher zusammenrücken. Dezentral, ohne fixen Arbeitsplatz arbeiten, von unterwegs, mehrere Jobs, zeit-­ und ortsungebunden, das wird kommen. Es wird keine klare Trennung zwischen Privatleben und Arbeit mehr geben. Umso wichtiger ist es, dass es durch diese Flexibilisierung einen Ort gibt, an dem alles wieder zusammenkommt. Ein Co-Living-Platz ist ein Ort, an dem du Leute treffen und eine Verbindung zu ihnen schaffen kannst. Angebote wie unseres ermöglichen es, schnell persönliche Kontakte zu knüpfen und Anschluss zu finden.

«Die Flexibilisierung ist einerseits ein Segen, weil es das Leben effektiv flexibler macht und du eher deine Bedürfnisse abdecken kannst. Auf der anderen Seite ist sie ein Fluch, weil du plötzlich Probleme lösen musst, die du vorher nicht hattest.»

Steigende Mietpreise und Leerstände sind in der Immobilienbranche bekannt. Seht ihr euer Konzept als Lösungsansatz dafür?

Wir können die Mietpreise nicht verändern. Wir sehen uns klar als Preisnehmer und richten uns somit auch nach dem Markt. Unser Konzept ermöglicht es jedoch jenen Personen, die mit den hohen Mietpreisen nicht mithalten können, wieder an Orten zu wohnen, an denen sie sich eine ganze Wohnung nicht leisten könnten. Room Estate ist eine, wenn auch nur begrenzte Lösung für die Leerstandsproblematik. Überall wo wir durch die Vermietung im Co-Living-Konzept den Zugang zu einer anderen Zielgruppe herstellen können, ist die Reduktion von Leerständen möglich und prüfenswert. Im Endeffekt muss das zu mietende Objekt jedoch auch auf unsere Zielgruppe passen, sonst können wir es weder mieten noch untervermieten.

Wie ist die Idee zur Gründung von Room Estate entstanden?

Room Estate entstand aus einem eigenen Bedürfnis. Mein Mitgründer und ich wohnten während unseres Studiums in St. Gallen in verschiedenen WGs. Ich musste einige Male umziehen und merkte, dass dies „mega mühsam“ ist! Die rechtlichen Konstellationen bei privat organisierten WGs mit mehreren Hauptmietern pro Mietvertrag, oder auch mit einem Hauptmieter und diversen Untermietern, ist aus unserer Sicht ziemlich ungeschickt. Die Erkenntnis aus dieser unbefriedigenden Situation gab uns dann den Anstoss Room Estate zu gründen.

«Community-Living ist wirklich cool, aber nur dann, wenn du mit deinen Mitbewohner nicht irgendwie rechtlich verbunden bist, wie du es nicht möchtest.»

Wo siehst du Room Estate in drei Jahren?

Wir entwickeln unser Produkt in Richtung eines Community-­Builder. Unsere USP liegt aber weniger in der technischen Verwaltung der Immobilie selbst. Wir sehen uns weder als Immobilienbewirtschafter noch als Verwaltungsplattform. Da gibt es bereits genügend Unternehmen, die das schon länger und besser tun als wir. Wir wollen dort präsent sein, wo die Herausforderungen entstehen, wenn man Co-Living-Konzepte betreiben möchte. Uns interessiert das Management des Zusammenlebens in den Wohngemeinschaften. Wir wollen unser Produkt dahin optimieren, dass unsere Kunden die Möglichkeit haben, vorab online mehr über das Zimmer, die Möblierung, und die Mitbewohner zu erfahren. Ziel ist es, Co­-Living in der WG so praktisch wie möglich zu organisieren und strukturieren.

Vielen Dank, Sven Schürch, für das spannende Gespräch und weiterhin viel Erfolg mit euerem Start Up.