Diese ÖV-Typen bringen alle auf die Palme

ÖV-Typen, die jeder kennt

Jeder Pendler kennt sie - die egoistischen Leute im ÖV, welche keine Rücksicht auf ihre Mitmenschen nehmen. Liebe Pendler, ich weiss, dass ihr meinen Frust teilt! Lasst ihn mir von der Seele reden. Ich beschränke mich auf die 4 anstrengendsten ÖV-Typen.

Wir Schweizer sind definitiv ein Pendlervolk. Gemäss dem Bundesamt für Statistik pendeln in der Schweiz neun von zehn Erwerbstätigen zur Arbeit. Das sind sage und schreibe 3.9 Millionen Menschen. Davon benutzen 30% den öffentlichen Verkehr - einschliesslich mir. Mit meinem zweistündigen Arbeitsweg, den ich schon seit über 5 Jahren mit dem Zug auf mich nehme, zähle ich wohl zu den “Hardcore-Pendlern”. 

Der Alltag eines Pendlers kann schon mal starke Nerven abverlangen. Nicht selten sind die anderen Mitfahrer im ÖV dafür verantwortlich - hierbei wird mir wahrscheinlich jeder halbwegs erfahrene ÖV-Nutzer zustimmen. Ich wage zu behaupten, dass ich während den etlichen Stunden, die ich bis heute im Zug verbracht habe, schon jeder Art von Zugfahrer begegnet bin. Lasst mich in diesem Beitrag Dampf ablassen über die Crème de la Crème der anstrengendsten Zugfahrer.

1. Der Besetzer

Dieser Zugfahrer verblüfft mich immer wieder. Auf den ersten Blick scheint er nicht viel mit sich zu tragen. Der Schein trügt. Sobald er sich in den vollbesetzten Zug setzt, kommt das wahre Ausmass seines Ballasts zum Augenschein. Nicht fehlen darf eine - meist nicht kleine - Tasche oder ein Rucksack. Natürlich wird hierfür ein separater Sitz benötigt. Auf diesem landen dann auch Jacke, Schal, Handschuhe, Mütze, Haarreif, Hundetragetasche und und und. Die seitlichen Kleiderhaken sind sowieso nutzlos. Wenn sich jemand neben diese Person setzen möchte, räumt sie selbstverständlich “herzlich gerne” ihre Sachen weg. Dieser Prozess kann schon mal eine Ewigkeit dauern –  Todesblick inklusive.

2. Der Musiker

Ich höre jeden Morgen und Abend Musik im Zug. Jedoch möchte ich meine Mitmenschen im Zug nicht dazu zwingen meine Musik mitzuhören. Nicht alle denken so. Anscheinend. Immer wieder begegne ich ÖV-Nutzern, die ihre Kopfhörer bis aufs Lauteste stellen oder ihre Böxli auspacken und damit das ganze Zugabteil regelrecht terrorisieren. Die Songauswahl ist - nun ja - sagen wir ziemlich grell? Für den Böxli-Träger ist Scham offensichtlich ein Fremdwort. Es ist mir ausserdem rätselhaft, wie man nicht erahnen kann, dass bei maximaler Lautstärke die Musik aus den Kopfhörern auch ausserhalb der eigenen Ohrmuschel zu hören ist. Zu meiner Verwunderung habe ich nie erlebt, dass diese Musiker von jemandem auf die Ruhestörung hingewiesen werden. 🤷🏻 Ok, von mir auch nicht.

3. Der Grüsel

Der “Grüsel” charakterisiert sich auf vielfältige Weise. Beispielsweise stellt er gerne seine Füsse auf den Sitz. Bereits an dieser Stelle verdient er ein “pfui!”. Manchmal zieht er zuerst seine Schuhe aus, stellt dann seine besockten Füsse auf den Sitz und lässt sie entspannt durchlüften. Dass diese meist nicht den Duft eines Lufterfrischers haben, bemerket er selbst wohl nicht. Irrtümlicherweise meint er, ohne Schuhe sei diese Aktion gesellschaftlich akzeptabel. Irrtümlicherweise. Nicht weniger schamlos verhält sich der Mitfahrer, der frei nach seinen Gelüsten, Mahlzeiten – mit einem möglichst penetranten Geruch – verschlingt. Er tut dies herzhaft schmatzend. Der “Grüsel” ist meist vertieft in seiner Beschäftigung. Manchmal wortwörtlich, wenn er versucht “diskret” mit dem Finger eine neue Gotthardröhre in seine Nase zu bohren.

4. Der Schreihals

Zu guter Letzt komme ich zum Typ, der ähnlich wie der “Musiker”, dem ganzen Zugabteil eine laute Unterhaltungsshow bietet. Er hat die Eigenschaft, seine Gegend im Gespräch mit anderen komplett ausblenden zu können – vor allem beim Telefonieren. So verwandelt sich der gesamte Zugabteil  plötzlich in eine Theaterbühne. Die Vorstellung kann auch mal dramatisch und leidenschaftlich werden. Beziehungsprobleme werden ausdiskutiert, Lästereien abgezogen, der neuste Klatsch und Tratsch in der Seniorinnen-Runde abgehalten. Am besten morgens, um 7 Uhr, in voller Lautstärke und mit viel Gelächter. Ob das Publikum jeweils auch amüsiert ist, sei dahin gestellt. Ausser bei mir. Ich versuche in diesen frühen Morgenstunden im Zug das eine oder andere Auge zu schliessen. Mission impossible.

Nachdem ich nun ein wenig Dampf ablassen konnte, gehts mir schon viel besser. Danke! Vielleicht konnte ich dem einen oder anderen Pendler,  der mein Leid teilt, auch ein wenig von der Seele reden.

Mögen uns bei diesen ÖV-Typen in Zukunft starke Nerven begleiten! 💪